Die Geschichte des Bieres in Österreich

 

 
 

Wie wir von den Geschichtsschreibern der Römer wissen, brauten die Bewohner des Königreiches Noricum bereits ein bierähnliches Getränk. Diese Keltoromanen brauten ihre Biere vorwiegend für den Hausgebrauch.

Die ersten Bierdienste lassen sich in Österreich im Jahr 796 nachweisen. Zu den frühesten Dokumenten zur Biererzeugung in Österreich zählt die Stadtrechtsbestimmung Ottos von Liechtenstein aus dem Jahr 1298. Als Basis für den Bierpreis legte sie die Qualität fest. Im Murauer Stadtrecht hieß es dazu, dies sei "nach ehrbarer Leute Rat" geschehen.

Anno 1384 wurde das erste Wiener Brauhaus urkundlich erwähnt. Bald darauf entstand schon ein Vielzahl von Gasthausbrauereien, eine Entwicklung, die von Böhmen ihren Ausgang nahm.

Die klimatischen Verhältnisse in Österreich bieten optimale Bedingungen für den Anbau von Braugerste und Hopfen. Dazu kommen die hervorragenden weichen Brauwässer der Böhmischen Masse und die kristallinen Wässer. Auf der Grunlage dieses Zusammenspiels entwickelte sich Österreichs einzigartige Brautradition. Um 1800 wurden alte lokale Hausbraurechte und kleine, oft mit Wirtshäusern verbundene gewerbliche Brauereien zusammengelegt. Damit war die Basis für eine der bedeutendsten Brauindustrien Mitteleuropas gelegt.

Wesentlich für den Übergang des Brauwesens vom hauswirtschaftlichen Kleinbetrieb zum industriellen Großbetrieb war aber die Entwicklung des "Lagerbieres nach Wiener Art" durch den Brauer Anton Dreher 1841 in Kleinschwechat. Dieses helle, untergärige Bier trat rasch seinen Siegeszug von Schwechat aus um die Welt an. Österreich kann mit Recht behaupten, an der Wiege der modernen Braukunst gestanden zu sein.

Gab es um die Jahrhundertwende noch rund 1000 Brauereien auf dem Staatsgebiet der Donaumonarchie, so kam es nach dem Ersten und verstärkt nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer Konzentration im traditionsreichen heimischen Brauwesen. Viele Brauereien verschwanden völlig vom Markt oder gingen in den großen österreichischen Braukonzern über. Mit dem Ende des Bierkartells 1980, das den lokalen Braubetrieben einen gewissen räumlichen Absatzschutz gewährt hatte, verschwand abermals eine Anzahl kleinerer Betriebe. Erst in den letzten Jahren, vor allem durch die Zunahme der beliebten Hausbrauereien, konnte dieser Trend aufgehalten und umgekehrt werden. So stieg die Anzahl der Braustätten in Österreich wieder auf etwa 80 an. In diesen Brauereien werden heute rund 400 Biere gebraut.

Mit dem Inkrafttreten des EWR-Abkommens am 1. Jänner 1994 hatte Österreich auch die Judikatur des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) zu übernehmen. Diese Gerichtshof fällte ein richtungsweisendes Urteil im Zusammenhang mit dem "Reinheitsgebot" in Deutschland. Danach sind Biere aus dem EWR-Raum, die den Bestimmungen ihrer Herstellungsländer entsprechen, auch in Österreich verkehrsfähig. Zur Täuschung des Verbrauchers geeignete Abweichungen in der Zusammensetzung müssen jedoch kenntlich gemacht werden.

Wie alle traditionellen Berufe haben auch die Brauer einen eigenen Schutzheiligen. In Österreich gilt der heilige Florian, der hier als römischer Soldat lebte, als der Schutzpatron der Brauer. Daneben gibt es auch noch andere Schutzpatrone, beispielsweise den Gambrinus. Ob die andere Funktion des heiligen Florians, nämlich die des Patrons der Feuerwehr, einen Einfluss auf deren Bierdurst hat, ist nicht klar erwiesen. Sicher ist, dass der Heilige, der immer mit einem Gefäß mit Wasser dargestellt wird, von den Brauern als Schutzpatron für das zum Brauen so wichtige Wasser angerufen wurde.